Silberhochzeit bei der Bahn
- Details
- Erstellt am 18. Januar 2014
- Geschrieben von Thomas Chlouba
Eine Silberhochzeit ist im Normalfall ein Indiz für Kontinuität, gewachsene Zuneigung und ein funktionierendes Zusammenleben.
Der Brief mit dem Eingangsstempel 13.Januar 1989 jedoch, den man jetzt nach 25 Jahren im Rathaus der Gemeinde Schwarmstedt präsentierte, ist mehr als ein Ärgernis. Es enthielt den Hinweis, dass ein Raumordnungsverfahren für eine Bahntrasse entlang der A7 geplant sei. Es ging damals um den Transrapid, der wenige Jahre später durch die Y-Trasse ersetzt wurde. Kein Gewerbegbiet, keine Siedlung kann seitdem in diesem recht breiten Streifen realisiert werden.
Erst wenn man sich vor Augen hält, dass grössere Teile des Deutsch-Deutschen Grenzgebietes seit der Wiedervereinigung – die war auch 1989 – nicht bebaut werden könnten, weil evtl. ein Infrastrukturprojekt ja mal irgendwann kommen könnte, kann man ermessen wie dies die Städte und Gemeinden an der Trasse in ihrer Entwicklung einschränkt. Seit einem Vierteljahrhundert.
Nicht nur für uns in Burgwedel ist es also “allerhöchste Eisenbahn” dass diese Agonie durch eine sinnvolle Lösung ersetzt wird, die ja auch eine Null-Lösung sein könnte. Um dies aber beurteilen zu können, muss man die Fakten kennen, die nach einem Schreiben des Bundesverkehrministeriums vom 25. September 2013 an uns aber geheim bleiben sollen. Wörtlich heisst es da: “Die DB Netz AG hat das Vorliegen von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen rechtlich und tatsächlich nachvollziehbar dargelegt. Das öffentliche Interesse an der Bekanntgabe der Informationen überwiegt auch nicht das Geheimhaltungsinteresse.”
Zur Klärung: es geht hier um die alternativen Trassenplanungen, die die DB Netz AG mit unserem Steuergeld vor unserer Haustür durchführt. In dieser Richtung geht es also nicht wirklich weiter.
Also haben wir uns an einem Abend im September mit dem Niedersächsischen Wirtschaftsminister und seinem Staatssekretär zusammengesetzt und ihm eine Vorgehensweise erläutert, die zu einer grösseren Akzeptanz führt als ein weiteres “bestgeplantes Großprojekt”, das dann zwischen Klagewellen, Schlichtung und Pleite schlingert. Dies hat Herr Lies auch erfolgreich in Berlin vertreten, so dass es im Frühjahr eine Veröffentlichung der alternativen Trassen und eine Öffentliche Diskussion geben soll “solange noch alle Optionen offen sind”, wie es im Umweltinformationsgesetz wörtlich steht. Jahrelang wurde dies vehement abgelehnt.
Am 13. Februar 2014 gibt es vorher noch ein Treffen zwischen Bund, den Norddeutschen Bundesländern und der Bahn, in dem die Marschrichtung wohl klarer festgelegt wird. Auch da haben wir selbstverständlich das “Ohr auf der Schiene”. 2014 wird also kein langweiliges Jahr.
Interessanterweise ist die Bundestagsabgeordnete Kirsten Lühmann aus dem von allen Alternativtrassen betroffenen Landkreis Celle und Uelzen zur Sprecherin der Arbeitsgruppe Verkehr und digitale Infrastruktur der in der Regierung vertretenen SPD gewählt worden. Die Dame wird hoffentlich ein wachsames Auge auf die Planungen haben.
Was halten wir von den Presseveröffentlichungen des letzten Quartals die “Y-Trasse kommt nicht”, “Kostenexplosion bei der Y-Trasse” und ähnlich übertitelt sind? Wenig. Dies sind nur persönliche Meinungen und “Windgeräusche”, entschieden ist da noch lange nichts. Auf dieser Basis die “Sektkorken knallen zu lassen”, wie es uns in der Nordhannoverschen Zeitung empfohlen wurde führt nur zu einem Kater. Und wir benötigen gerade jetzt einen klaren Kopf.
Denn natürlich sind wir weiterhin sehr aktiv. Allerdings überwiegend auf dem Oberfeldwebel-Dienstweg, der sich als mühsam, aber effektiv erwiesen hat.
Nur durch kontinuierliches, sinnvolles und freundliches Argumentieren erreicht man irgendwann – wie in der Teenagererziehung – einen Lerneffekt beim Gegenüber. Das bringt uns nicht in die Schlagzeilen, aber näher ans Ziel.